„Die Hilfe hätte ich in der Schule allein nicht bekommen.“
Interview mit Annette/ 26 Jahre – in Ausbildung zur Wachtmeisterin mit Verbeamtung an einer JVA
Das Interview führte Mathias Bänfer/ Jugendamt Essen
Mathias Bänfer: Vielen Dank, dass wir uns treffen können. Wie lange haben Sie im städtischen Kinderheimverbund gelebt?
Annette: Von meinem 14. bis zum 18. Lebensjahr habe ich in einer Außenwohngruppe gewohnt und bin zur Schule gegangen.
Und dann?
Ich habe eine Ausbildung zur Kinderpflegerin nach der Klasse 10 gemacht und dann – mit Unterstützung meiner ErzieherInnen – das Fachabitur. Dann habe ich eine Ausbildung zur Floristin gemacht und stellte fest, dass das nicht der richtige Beruf für mich ist. Darum absolviere ich zur Zeit die Ausbildung zur Justizbeschäftigten in der Laufbahn zur Wachtmeisterin mit Verbeamtung. Das ist mein Traumberuf.
Sie haben schon vor der Volljährigkeit als auch heute offenbar sehr selbstständig Entscheidungen für sich getroffen. Fiel Ihnen das leicht?
Entscheidend waren die ErzieherInnen in der Außenwohngruppe und besonders die Lehrerin, die über die Anneliese Brost-Stiftung im Kinderheim arbeitet.
Ohne sie hätte ich vor der Mittleren Reife gepasst, weil ich einen Knackpunkt in English hatte.
Wie sah die Unterstützung aus?
Von Anfang an hatte ich das Gefühl: „Die wollen Dir helfen!“
Sie haben mir beigebracht strukturiert zu lernen und Ziele anzugehen. Ich habe besonders geschätzt, dass die Lehrerin bei Fehlern so ehrlich zu mir war. Dadurch war sie nicht nur die „Lehrerin“ sondern auch „Beraterin“. Sie hat mich auch nach meinem Auszug aus der Außenwohngruppe weiter begleitet und wir haben heute einen freundschaftlichen regelmäßigen Kontakt.
Sie machen auf mich einen rundum zufriedenen Eindruck.
Ich habe meinen Lebensberuf gefunden und wohne seit einiger Zeit mit meinem Verlobten zusammen.
Ich danke Ihnen für den Austausch und wünsche Ihnen weiterhin gute Entscheidungen für eine aktive, erfüllte Zukunft.