Schul- und Ausbildungsförderung
Neu- und Umgestaltung
Mit der Einstellung des Kollegen Herrn Algür ging eine Profilschärfung und konzeptionelle Neuausrichtung einher. Ferner wurde eine Renovierung und eine Umgestaltung der Lern- und Arbeitsräume am Reckmannshof und an der Heerenstraße durchgeführt. Mitunter verbesserte das Anbringen von neuen Whiteboards die qualitative Arbeit der Schul- und Ausbildungsförderung.
Im letzten halben Jahr hat sich die Schul- und Ausbildungsförderung stark damit auseinandergesetzt, was ihre Arbeit ausmacht und wie sie noch besser gelingen kann, wo weitere Angebotsmöglichkeiten liegen und wie man diese dauerhaft integrieren kann. Daher haben die geltenden Qualitätsstandards unter diesen Fragestellungen ein Update bekommen.
Zunächst wurde eine Umbenennung vorgenommen. Aus der Schul- und Ausbildungshilfe wurde die Schul- und Ausbildungsförderung. Mit dem Begriff „Förderung“ wird der Kern der Neuausrichtung der Angebote präziser als Hilfe widergespiegelt, die immer ein wenig nur nach Nachhilfe klingt. Zwar wird schulische Nachhilfe im traditionellen Sinn auch weiterhin Hauptbestandteil der individuellen Arbeit bleiben, aber es soll auch deutlich werden, dass auch bei der Förderung von Fähig- und Fertigkeiten wie z.B. Konzentration, Merkfähigkeit, Organisationsfähigkeit, Leseverständnis, etc. Hilfe und Unterstützung durch die Lehrkräfte angeboten wird.
Wichtig für eine erfolgreiche Förderung ist ein klar abgesteckter Rahmen, d.h. konkret formulierte Ziele, regelmäßige Kommunikation mit den jungen Menschen und Mentor*innen, eindeutige Zeitfenster, eingehaltene Terminvereinbarungen, nachhaltige Dokumentation einschließlich durchgeführter Beobachtungen und Analysen des Lernverhaltens und abschließende Evaluation.
Diese Punkte wurden in den neuen Qualitätsstandards besonders hervorgehoben und sollen die Stützen einer weiter erfolgreich verlaufenden Arbeit mit den Schüler*innen und Kolleg*innen sein.
Eine weitere wichtige Aufgabe, die wieder mehr in den Fokus genommen wurde, ist der weitere Aufbau und die Verknüpfung eines Netzwerkes mit externen Expert*innen, die Schüler*innen auf ihrem schulischen und beruflichen Weg unterstützen können.
Hierzu wurde z.B. Kontakt aufgebaut zur Jugendberufshilfe Essen und es wurde überlegt wie eine zukünftige Zusammenarbeit bei der Unterstützung der Schüler*innen im Heimverbund aussehen kann. Auch wurde im Zusammenhang der Aufnahme eines Jungen aus dem kurdischen Kulturkreis eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem Yekmal e.V. angestrebt. Bei einem Zoom-Meeting hat man sich vorgestellt und man hat einen kompetenten Partner für Schulmaterialen in kurdischer Sprache aber auch mit weiteren unterstützungswerten Angeboten gefunden. In Zukunft strebt die Schul- und Ausbildungsförderung weitere Kontakte und Kooperationen zu Kulturvereinen aus verschiedenen Sprachregionen an, um entsprechende Expert*innen und Multiplikator*innen konsultieren zu können.
Des Weiteren möchte die Schul- und Ausbildungsförderung sich regelmäßig zu Themen des schulischen Lernens, der Kommunikation und Diagnostik weiterbilden. Dazu wurden im letzten halben Jahr an Fortbildungen vor Ort und digital zu den Themen „Authentische und wertschätzende Kommunikation“, „Psychische Gesundheit von Kindern im Schulalltag“, „Umgang mit schwierigen Situationen“ und „Selbstreguliertes Lernen in der Praxis“ teilgenommen. So möchten die Lehrkräfte auch kompetente Ansprechpartner für Themen sein, die auch das Lernen betreffen, aber sich nicht nur auf schulische Problematiken beschränken. Auch hier steht also die Unterstützung der Kolleg*innen bei komplexeren Problemen im schulischen Lernen im Fokus.
Das Angebot der Schul- und Ausbildungsförderung soll sich verstärkt wieder mehr an alle Kinder und Jugendlichen im städtischen Heimverbund wenden. Es ist nicht auf die beschränkt, die durch Termine zur Einzelförderung angebunden sind.
Individuelle Förderungen
Parallel zur Neuausrichtung der Schul- und Ausbildungsförderung und zur Aktualisierung der Qualitätsstandards wurden die Fördereinheiten mit den jungen Menschen durchgeführt. Elementare Bestandteile hierbei sind die Verbindung von Lernen und Spaß, das Erzielen von Lernerfolgen und die Begleitung der schulischen Inhalte. Gleichzeitig sorgten die Neugestaltung und die Renovierung des Lehrerbüros für eine zielgerichtetere und optimierte Nutzung des Raumes, was sich deutlich in der gesteigerten Motivation der jungen Menschen sichtbar machte.
Schülerin A. konnte bedingt durch Krankheiten für ca. ein Jahr am unterrichtlichen Geschehen in der Schule nicht teilnehmen. Aufgrund der langen Abwesenheit entwickelte sich eine Verunsicherung bei ihr. Insbesondere für das Fach Mathematik äußerte A. starke Bedenken. Hierbei erzählte A., dass sie häufig zu sogenannten Flüchtigkeitsfehlern neige, u.a. Zahlendrehern oder vergessene Rechenzeichen. Um dieser Verunsicherung entgegenzuwirken, suchte A. die Schul- und Ausbildungsförderung auf, um in den Sommerferien die Inhalte in Mathematik nachzuholen und die ersten Themen vorzuarbeiten, sodass A. Sicherheit und Selbstvertrauen für den Unterricht an der Schule gewinnen konnte.
Schnell zeigte sich, dass A. eine rasche Auffassungsgabe und eine hohe Lernbereitschaft besitzt. Dadurch gelang es ihr in kürzester Zeit, die Inhalte aufzuarbeiten. Darüber hinaus wurde A. deutlich gemacht, dass sie bei jeglichen Schwierigkeiten Fragen während der Fördereinheiten stellen kann. Hierdurch konnte A. weitere Sicherheit für sich generieren. Auch die durch die Verunsicherung bedingten Konzentrationsschwierigkeiten konnte A. durch das intensive Einüben und Vertiefen der Inhalte durch die Förderung größtenteils beheben, sodass im Laufe der Einheiten immer weniger Hinweise notwendig waren. Damit war das vereinbarte Ziel, sich in den ersten Themen des Mathematikunterrichts des 11. Jahrgangs zurechtzufinden und Sicherheit zu gewinnen, erreicht. Im Reflexionsgespräch äußerten A. und ihre Mentorin, dass A. dem unterrichtlichen Geschehen mit Freude folge und ihre Unsicherheit überwunden sei. Weiterhin wurde A. die Option angeboten, bei kurzfristigen Schwierigkeiten die Schul- und Ausbildungsförderung auch per Mail zu kontaktieren.
Schülerin B. ist 15 Jahre alt und an einer Förderschule angebunden. Seit längerer Zeit nutzt sie die Schul- und Ausbildungsförderung, um Inhalte des Mathematik- und Englischunterrichts zu verstehen und zu vertiefen. Gemeinsam wurde das Ziel festgelegt, Sicherheit im Zahlenraum bis 10.000 zu generieren, sodass man sich nach einiger Zeit über diese Grenze wagen könnte. Darüber hinaus äußerte B. den Wunsch, die Inhalte des Englischunterrichts nachzubereiten, sodass ein tieferes Verständnis hergestellt werden kann.
Im Laufe der Einheiten ließ sich feststellen, dass B. sich relativ ordentlich im Zahlenraum bis 10.000 bewegte. Darüber hinaus machte sich ihre Lernbereitschaft und ihr ambitionierter Charakter bemerkbar, indem sie verstärkt nach zusätzlichem Lernmaterial fragte. Allerdings zeigte sie in den Fördereinheiten viele Flüchtigkeitsfehler, u.a. Zahlendreher. Darüber hinaus konnte man beobachten, dass B. ihre Aufgaben möglichst schnell bewältigen wollte. In einem Gespräch mit B. wurde klar, dass sie sich durch die rasche Bearbeitung der Aufgaben keine Zeit gibt und sich damit unter Druck setzt. Hierbei handelte es sich um ein internalisiertes Problem, da ein schnelles Beenden der Aufgabe mit einer guten Leistung und einer richtigen Arbeitsweise gleichgesetzt wurde.
Zum Entgegenwirken wurde ihr in einem Reflexionsgespräch diesbezüglich mitgeteilt, dass sie sich bei den Aufgaben Zeit lassen kann – schlussendlich geht die Genauigkeit vor der Schnelligkeit. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, dass sie diese Mitteilung vor der Bewältigung von Aufgaben immer wieder als Erinnerung erhält. Dadurch konnte B. den selbstaufgebauten Druck abbauen und befreiter die Aufgaben bewältigen. Infolgedessen konnte B. Zusammenhänge leichter erkennen und weitere Lernfortschritte erzielen.
Als Folge von Beobachtungen und Analysen wurde nach einem Gespräch mit der schulpsychologischen Beratung der Stadt gemeinsam mit dem Mentor festgelegt, dass eine Testung bzgl. einer Dyskalkulie neue Erkenntnisse und dadurch Nachteilsausgleiche für B.s weiteren Werdegang bringen könnte. Daraufhin wurde die Testung durchgeführt – die Ergebnisse stehen noch aus.
Schüler C. ist als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter aus Afghanistan vor ca. fünf Monaten in der Außenwohngruppe an der Legrandallee aufgenommen worden und ist seit vier Monaten bei der Schul- und Ausbildungsförderung angebunden. C. konnte in Afghanistan nur für kurze Zeit die Schule besuchen und verlies bedingt durch die gefährliche Situation das Land. Die Förderung konnte trotz fehlender Deutschkenntnisse stattfinden, da C. neben Farsi auch fließend Türkisch spricht. Die Fördereinheiten wurden dafür genutzt, um C. die deutsche Sprache als Fremdsprache beizubringen. Dabei war es wichtig, dass C. einen Grundwortschatz erwerben konnte, sodass erste Verständigungen ermöglicht wurden. Dadurch sollte ermöglicht werden, dass C. nach seiner Einschulung in einer internationalen Förderklasse dem unterrichtlichen Geschehen möglichst problemlos folgen kann.
Durch Beobachtungen ließ sich feststellen, dass C. ein sehr fleißiger Lerner ist, der äußerst motiviert die Aufgaben bewältigt. Seine Lernbegeisterung äußerte sich durch häufiges Nachfragen nach Zusammenhängen und durch freiwillige zusätzliche Mehrarbeit. Dadurch konnte C. in relativ kurzer Zeit einen Grundwortschatz erwerben. C. besucht mittlerweile die internationale Klasse eines Berufskollegs in Essen und nimmt weiterhin seine Förderstunden wahr, um die Inhalte des Unterrichts zu vertiefen und seinen Wortschatz zu erweitern.
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