Lernpatenschaften für lernHÄUSER

Die Ausgangslage

Studien belegen seit Jahrzehnten die ungleichen Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien. Bundesweit gilt: Jedes vierte Kind hat zum Ende seiner Grundschulzeit keine ausreichende Lesekompetenz, rund jeder zehnte Jugendliche verlässt die Schule ohne jeglichen Schulabschluss. In Essen wurden bei den Schuleingangsuntersuchungen bei 35 Prozent der Kinder Sprachdefizite diagnostiziert. lm Jahr 2022 beendeten 447 Jugendliche (7.9%) die Schule ohne
einen Abschluss.

lernHÄUSER Essen: 25 Jahre Bildungsförderung für benachteiligte Kinder

Ein wesentliches Aufgabengebiet der Essener Kinderschutzarbeit bildet seit 25 Jahren die Bildungs- und Entwicklungsförderung in den „lernHÄUSERN“. Hier erhalten mehrfach benachteiligte Kinder und Jugendliche eine frühzeitige Förderung und eine langfristige Begleitung. Die Kinder stammen alle aus armutsgefährdeten und bildungsfernen Familien, viele haben auch therapeutische Bedarfe (2. B. eine Lese-Rechtschreibschwäche oder ADHS). 85 Prozent der Familien, deren Kinder wir betreuen, beziehen öffentliche Transferleistungen.

Unter dem Motto „Fördern und Fordern“ erhalten die Kinder und Jugendlichen eine individuelle und qualifizierte Lernförderung, Sprachförderung, therapeutische Angebote, ein gesundes
Mittagessen, Unterstützung bei der Berufsvorbereitung sowie weitere Angebote zur Stärkung,
Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit.

Zielsetzungen sind, dass die Kinder und Jugendlichen eine erfolgreiche Schullaufbahn absolvieren, die ihnen einen guten Start in eine Ausbildung ermöglicht, und, dass sie zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten heranwachsen, deren Wertekonsens auf einem demokratischen Grundverständnis beruht.

Pro lernHAUS arbeiten jeweils zwei pädagogische Fachkräfte mit einem Team von ehrenamtlich engagierten Mitarbeitenden.

Zu unseren Kooperationspartnern zählen u.a. Grundschulen und weiterführende Schulen,
das Jugendarzt und der Allgemeine Sozialdienst der Stadt Essen (ASD), das Kinder- und Familienbüro der Stadt Essen, die Ehrenamtsagentur, der Verein,,Paten für Arbeit“, aber auch
mittelständische Unternehmen, die z.B. Praxistage anbieten.
Zurzeit werden in den vier lernHÄUSERN (Altenessen, Zollverein, Innenstadt, Borbeck)bis zu
300 Kinder und Jugendliche (Warteliste) auf ihrem Bildungsweg begleitet.

Das lernHAUS-Borbeck

Über 40% der im Stadtbezirk lV lebenden Kinder und Jugendlichen sind Doppelstaatler/Nicht-
deutsche. Über 30% der Kinder und Jugendlichen sind abhängig von Transferleistungsbezug.
Bei den Schuleingangsuntersuchungen 2022 wurden bei 48,1%, d.h. jedem zweiten Kind, das
seine Schullaufbahn startet, Gesundheitsstörungen in schulrelevanten Entwicklungsbereichen
diagnostiziert.

Der lernHAUS-Standort in Borbeck wurde 2015 neu eröffnet. Hier werden aktuell 50 Kinder
und Jugendliche gefördert.

Beispielhafte Aktionen im Schuljahr 2023/24

Holzwerkstatt:
Die Holzwerkstatt fand während der letzten Herbstferien und Osterferien statt. Das Projekt
lief über eine gesamte Woche und beinhaltete mehrere Ausflüge in den benachbarten „Panzerbau“, welcher heute vollständig bewaldet ist, sowie zum nahe gelegenen Haus Ripshorst,
einem ehemaligen Großbauernhof, welcher heute einen einzigartigen und vielfältigen Baum-
bestand hat. Wir sammelten Naturmaterialien, welche wir in einem im lernHAUS stattfinden-
den Workshop kreativ verarbeiteten. Es entstanden Vogelhäuser, Spiele und Dekorationsgegenstände.

Eislaufen:
Wir waren mehrmals mit einer Gruppe von etwa 12 Kindern und Jugendlichen zum Eislaufen.
Hierbei waren vor allem auch Kinder und Jugendliche mit Adipositas und bekanntem signifikanten Bewegungsmangel mit dabei. Alle hatten große Freude und konnten am Ende der
mehrtägigen Aktion gut Eislaufen. Das Projekt wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Teil-
nehmenden auf mehrere Tage ausgeweitet und soll nun in den kommenden Herbstferien
wiederholt werden.

Kino „Alles steht Kopf“:
lm Rahmen des Projektfreitags finden hier im lernHAUS wiederkehrend Aktionen zum Thema
„Gefühle“ statt. Hierbei geht es besonders darum, dass Kinder und Jugendliche ihre Gefühle
zum einen wahrnehmen und erkennen und diese zum anderen benennen und einordnen
können. Daran anknüpfend haben wir die Kinofilme „Alles steht Kopf“ Teil 1 und 2 mit den
Kindern und Jugendlichen angeschaut.

Fördermöglichkeit Lernpatenschaft

Die Lernpatenschaft für ein Kind/Jugendlichen beträgt 400 € pro Jahr. Eine Lernpatenschaft ermöglicht eine langfristige Einbindung von Kindern und Jugendlichen in die außerschulischen Lernangebote und die Angebote zur gesundheitlichen, kulturellen, politischen, sportlichen Bildung sowie in die Ferienangebote der IernHÄUSER Essen, so dass eine bestmögliche Förderung ermöglicht wird, Die Lernpatenschaften werden nicht namentlich einem Kind/Jugendlichen als Einzelpatenschaft zugeordnet, da dies zu einer Ungleichbehandlung
führen würde. Eine Besserstellung geförderter Kinder erfolgt nicht.

Ziele der Lernpatenschaften :
– Erhalt des kostenfreien Zugangs zu den außerschulischen Angeboten der lernHÄUSER Essen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche
– Einbindung neuer Zielgruppen (z.B. Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung aus der Ukraine) in die Angebote der lernHÄUSER Essen
– Abgesicherte Bereitstellung von außerschulischen Angeboten, wie Angebote aus den Bereichen Gesundheit, Sport und Kultur.

Die Anneliese Brost-Stiftung fördert 25 Lernpatenschaften für einen Zeitraum von l2 Monaten.