DEVELOP DEMOCRACY

Eckdaten
Im Jahr 2024 konnte das Maschinenhaus Essen in Kooperation mit TOBOSO 25 Konferenzen in unterschiedlichsten Kontexten durchführen: am Maria-Wächtler-Gymnasium, an der Gertrud Bäumer Realschule, an der Frida-Levy-Gesamtschule, im Rahmen des Future City Sommer Jugend Kunst Camps, an der Gesamtschule Nord, im Rahmen des Westwind Festivals , beim Fachtag Theater und Schule in der Börse Wuppertal, am Gymnasium Nord Ost, auf dem Gelände der Zeche Carl, im Rahmen der Veranstaltung unterHALTUNG: Gespräche über kulturelle Bildung im Future Campus Ruhr.
Um dies bewerkstelligen zu können, haben wir, wie geplant, noch weitere Spieler:innen in das Format eingearbeitet, sodass wir derzeit 8 Spieler:innen für jeweils 3 Positionen haben.
Die 25 Konferenzen der kommenden Entscheidungen waren eine absolute Bereicherung unseres Jahres 2024. Das Format „Konferenz der kommenden Entscheidungen“ existierte bereits vor diesem Projekt, aber im Rahmen von DEVELOP DEMOCRACY konnten wir das Format weiter und zielgenauer ausarbeiten — sowohl technisch wie inhaltlich. Auch erlaubte das Projekt uns, mit unterschiedlichen Varianten und Details zu experimentieren:

  • Mit unterschiedlichen Altersstufen
  • Mit unterschiedlichen Schulformen
  • Im Klassenverband oder mit freiem Publikum
  • Mit 30 oder 60 Teilnehmenden
  • Im Klassenverband oder mit mehreren Schulklassen

Im Team haben wir die einzelnen Konferenzen genau ausgewertet, so konnten wir immer genauer festlegen, welche Faktoren zum Gelingen beitragen und welche eher hinderlich waren. Dennoch: Jede Konferenz bleibt durch den Grad an Partizipation (im letzten Drittel der Konferenz zu 100%) ein Unikat. Und jede Variante, mit der wir getestet haben, war nicht unbedingt schlechter, sondern anders.
Am Ende dieses Projekts steht ein ganz, ganz reicher Erfahrungsschatz — nicht nur bei den ca. 800 Teilnehmenden, bei den begleitenden Lehrer:innen, sondern auch bei uns.

Selbsteinschätzung der Umsetzung
Wir gehen aus diesem Projekt reich an so wertvollen Erfahrungen. Das wirklich Besondere an diesem Projekt ist, dass Kunst und kulturelle oder politische Bildung zu einer neuen Methode verschmelzen. Die Begriffe „Vermittlung“ oder „Partizipation“ greifen nicht mehr, es geht tatsächlich ganz konkret um Begegnung, Austausch, Mut, Selbstwirksamkeit, Analyse, Visionen. Das hat uns und auch — soweit wir
Rückmeldungen bekamen — sehr viele Teilnehmende und Begleitende sehr glücklich gemacht.
Die Erfolge dieses Projekts sind daher einzelne Geschichten:
Ein Lehrer, der nach der Konferenz ganz gerührt zu uns kam und sagte, dass er seine Schüler:innen noch nie so offen erlebt habe.
Die Antworten auf die Frage (das war die selbst gewählte Frage des Tages): Warum müssen wir jeden Tag in die Schule? Im Laufe der Parlamentsdiskussion wurde die Frage umgewandelt in: Wer entscheidet, dass du jeden Tag in die Schule gehst?
Nacheinander antworteten alle: ich selbst! Das sackte bei allen im Raum ganz tief.
Der Flohmarkt von Dingen, die jeder bei sich zu Hause hat, aber eigentlich gar nicht mehr braucht, als Ergebnis einer Konferenz. Genauso ein Clean-up Day in der Innenstadt, die Verhandlung mit der Schulleitung, ob in ausgewählten Fächern auch andere Bewertungen als Noten zulässig sein könnten.
Von diesen Geschichten gibt es ganz viele mehr.
Bei der Frage nach Misserfolgen fallen uns nur einzelne Konferenzen ein, bei denen es Elemente gab, die eher nicht zuträglich für das Gelingen waren. Z.B. zu kleiner Raum, zu viele Teilnehmende, begleitende Lehrer:innen, die eher an ihrem Handy sind, als mitzumachen (die große Mehrheit der Lehrenden war aber großartig und unterstützend).
Aber all diese Punkte trugen auch zu unserem Lernen bei.

Relevante Abweichungen
Ja, es gab Abweichungen in der Kalkulation.
Es gab für jede Konferenz ein sog. Mikrobudget für die Entwicklung der in den Konferenzen erarbeiteten Projekte. Tatsächlich war die Bereitstellung eines solchen Mikrobudgets der richtige Gedanke, aber in falscher Form. Es ist großartig, gut ausgearbeiteten Projekten auch ein kleines Budget zur Realisation zur Verfügung zu stellen. Jedoch braucht auch dieser Schritt enge Betreuung. Die begleitenden Lehrer:innen scheuten sich stets vor dieser Verantwortung. Somit kamen die Mikrobudgets nicht zum Einsatz, sondern wurden dafür genutzt, die Inhalte der Konferenz durch Plakate, Kugelschreiber, Exemplare des Grundgesetzes und v.a. durch die Fortführung des Kontakts fortzusetzen.
So konnten wir z.B. für die Stufe einer Schule vermitteln, dass die Essener Entsorgungsbetriebe 100 Müllzangen, 200 Paar Handschuhe und 100 Müllsäcke bereitgestellt haben, da die Stufe die ganze Schule animiert hatte, im Stadtteil Müll zu sammeln. Hierfür war daher kein Geld nötig. Wir konnten die Initiative der Schüler:innen aber so unterstützen, sodass deren Idee in beeindruckenswerter Weise in die Tat umgesetzt werden konnte.
Auch fand die wissenschaftliche Begleitung nicht innerhalb des Projektzeitraums statt.
Stattdessen ergab sich eine konkrete Zusammenarbeit mit der Hochschule Darmstadt (Studiengang Sozialwissenschaften) zum Format der Konferenz der kommenden Entscheidungen. Auch hat Monika Oberle, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) nach einem Gespräch mit uns gebeten. Es gab eine Veröffentlichung zur Konferenz der kommenden Entscheidungen als Praxisbeispiel für „Mit Kultureller Bildung die Demokratie stärken“ im Ritterbachverlag.
Öffentlichkeit
Die Konferenz der kommenden Entscheidungen hatte in dem Sinne keine Öffentlichkeitsarbeit, da es in dem Sinne keine Zuschauer:innen, sondern nur Teilnehmer:innen gibt. Wir arbeiten eng mit diversen Essener Schulen zusammen, mit denen waren wir in sehr engem Austausch.
Zudem haben wir die Konferenz an Stellen platziert, wo Multuplikator:innen zu erwarten waren (Fachtag Theater und Schule, Essener Fachtag zur Kulturellen Bildung, Westwind Festival). Dies hat für die Zukunft auch durchaus Früchte getragen.
Unter anderem wurden wir für eine Serie von Konferenzen nach Remscheid und zum Starke Stücke Festival nach Hessen eingeladen.
In 2024 haben ca. 800 Schüler:innen, 60 Lehrer:innen und 100 Menschen als freies Publikum teilgenommen.
Ausblick
Die Nachfrage für die Konferenz der kommenden Entscheidungen ist sehr groß.
Schulen, die bereits mitgemacht haben, wollen dies mit ganzen Stufen wiederholen.
Auch neue kommen dazu. Es gibt Anfragen von überregionalen Festivals.
Dieses Projekt kann einen Unterschied machen — dafür wollen wir gerne Wege finden.
Problematisch bleibt die Finanzierung: Eine Konferenz kostet aufgrund von Mindesthonoraren 1.000 EUR. Das ist für Schulen zu teuer. Daher müssen wir stets auf der Suche nach Gegenfinanzierungen bleiben.
Hier ist ein Trailer der Konferenz der kommenden Entscheidungen: https://vimeo.com/879567081